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18.06.2025

FAQ zum neuen Rettungsdienstbedarfsplan

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FAQ zum neuen Rettungsdienstbedarfsplan

Was sich ändert – und warum das gut für die Versorgung ist:

Der Rettungsdienstbedarfsplan (oft einfach „Bedarfsplan“ genannt) ist eine gesetzlich vorgeschriebene Planung. Darin legen die Träger, also zum Beispiel wir als Landkreis, fest, wie viele und welche Art Fahrzeuge (Rettungswagen (RTW), Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), Notfallkrankentransportwagen (NKTW), Krankentransportwagen (KTW)), wie viele Rettungswachen und wie viel Personal notwendig sind, um eine flächendeckende Notfallversorgung sicherzustellen.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte Hilfsfrist: In 95 Prozent aller Notfälle muss ein Rettungswagen (RTW) innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein (P95). Wichtig: Diese Frist gilt ausschließlich für Notfalleinsätze – nicht für Krankentransporte.

Im Landkreis Hildesheim liegt nun ein Entwurf für einen neuen Rettungsdienstbedarfsplan vor. Dieser wird in der kommenden Woche im Kreistag beraten und zur Beschlussfassung vorgelegt. Der neue Plan soll ab dem 1.7.2026 gelten.

Derzeit macht eine Petition der Arbeitsgemeinschaft Rettungsdienst Hildesheim e. V. die Runde. Darin wird behauptet, dass sich durch den neuen Bedarfsplan die Versorgung verschlechtern und es im Notfall zu längeren Wartezeiten kommen könnte.

Das ist nicht der Fall.

Fragen und Antworten rund um den neuen Bedarfsplan finden Sie in unseren FAQs.


Worum geht’s?

Im Landkreis Hildesheim wird der Rettungsdienst neu aufgestellt – mit einem klaren Ziel: Gezielter im Einsatz und damit mehr Tempo im wirklichen Notfall.

Dafür wird das bisherige System mit Einheitsfahrzeugen durch ein bedarfsorientiertes Modell ersetzt.

Ergebnis: bessere Versorgung.


Was ist ein Rettungsdienstbedarfsplan?

Der Rettungsdienstbedarfsplan ist gesetzlich vorgeschrieben. Er regelt:

  • Anzahl und Art der Rettungsfahrzeuge
  • Anzahl und Standorte der Wachen
  • Anzahl und Qualifikation des eingesetzten Personals

Ziel: In 95 % der Notfälle innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort sein (P95-Hilfsfrist). Wichtig: Die sogenannte P95-Hilfsfrist von 15 Minuten gilt nur für die Notfallrettung mit dem RTW – also bei echten Notfällen. Für Krankentransporte gibt es keine gesetzlich definierte Frist.


Wie war es bisher?

Bisher gab es 30 sogenannte Mehrzweckfahrzeuge, die alle Fahrten übernommen haben: Krankentransporte und Notfälle.

❗ Das Problem:

  • Hochqualifizierte Notfallsanitäter*innen waren mit planbaren Transporten beschäftigt
  • Rettungswagen waren in echten Notfällen oft nicht verfügbar, wenn Sekunden zählten
  • Die gesetzliche Hilfsfrist wurde nicht zuverlässig eingehalten


Was ist jetzt geplant?

Zukünftig wird es nicht mehr 30 Mehrzweckfahrzeuge geben, die für alle Arten der Nutzung ausgelegt sind, sondern eine differenzierte Flotte:

  • 18 Rettungswagen (RTW)
  • 3 Notfallkrankentransportwagen (NKTW)
  • 10 Krankentransportwagen (KTW)

Insgesamt stehen künftig 31 Fahrzeuge zur Verfügung – also eines mehr als bisher.

Mit der nun vorgesehenen Differenzierung der Fahrzeugtypen soll sichergestellt werden, dass Rettungswagen im Notfall tatsächlich sofort einsatzbereit sind.


Welche Vorteile hat das?

Die Fahrzeuge und das Personal werden zielgerichteter und angepasst an die vorhandene Qualifikation eingesetzt werden, sodass z.B. auf dem KTW, also einem Krankentransportwagen, kein(e) Notfallsanitäter*in mehr mitfährt. Diese sollen auf dem RTW die wirklich notfallmäßigen Einsätze fahren. Der neue Bedarfsplan sorgt also durch zielgerichteten Einsatz von Fahrzeugen und Personal dafür, dass:

  • RTW hauptsächlich für echte Notfälle frei bleiben und damit schneller am Einsatzort sein können.
  • Transporte künftig mit anderen Fahrzeugen gefahren werden.
  • RTW zu festgelegten Zeiten, in denen das Notfallaufkommen gering ist, zusätzlich Krankentransporte im eigenen Rettungswachenversorgungsbereich übernehmen können.

So soll die im Notfall geltende Hilfsfrist von 15 Minuten künftig besser eingehalten werden.


Werden durch die Umstellung Ressourcen eingespart?

Nein – im Gegenteil.

  • Die Gesamtzahl der Fahrzeuge steigt um eins.
  • Die Vorhaltestunden – also die Zeit, in der Fahrzeuge einsatzbereit sind – werden um 200 Stunden pro Woche erhöht.

Es gibt also mehr Kapazität, nicht weniger.


Ist künftig weniger qualifiziertes Personal im Einsatz?

Nein – das Personal wird gezielter eingesetzt.

  • Notfallsanitäter*innen konzentrieren sich auf RTW und Notfallrettung
  • Notfall- und Krankentransporte übernehmen künftig KTW und NKTW mit passender Besetzung

Das steigert die Effizienz und Qualität der Versorgung.


Warum wird das System umgestellt – hängt das mit dem Personalmangel zusammen?

Weil das bisherige Mehrzwecksystem ineffizient war und der Fachkräftemangel im Rettungsdienst bundesweit spürbar ist.

Mit der neuen Struktur setzen wir Personal und Fahrzeuge gezielter ein: RTW sind vorrangig für echte Notfälle da, weniger dringende Transporte übernehmen andere Fahrzeuge.

Der neue Plan stellt sicher, dass die richtigen Fahrzeuge mit dem richtigen Personal zum Einsatz kommen – je nach Lage. Außerdem soll somit dem Mangel an Fachpersonal begegnet werden.


Warum brauchen wir überhaupt neue Strukturen – funktioniert das System nicht gut genug?

Ein Blick in die Zahlen zeigt: 44  % der RTW-Einsätze im Landkreis Hildesheim betreffen leichte bis moderate Notfälle, die keinen sofortigen ärztlichen Notfalleinsatz erfordern – es geht vor allem um den Transport. Weitere 44  % betreffen ernste, aber nicht lebensbedrohliche Situationen. Nur etwa 12  % der Einsätze sind tatsächlich lebensbedrohlich. Ziel ist es daher, mit einer verbesserten Notrufabfrage frühzeitig zu erkennen, wann wirklich ein RTW nötig ist – und wann andere Transportmittel ausreichen. So können wir gezielter helfen – und unser System entlasten.


Wer hat den Bedarfsplan erstellt?

Die Erstellung des Rettungsdienstbedarfsplans ist eine Aufgabe des Landkreises als Träger des Rettungsdienstes, welche sich aus einer gesetzlichen Grundlage im Niedersächsischem Rettungsdienstgesetz ergibt. Zur Entwicklung werden die Ergebnisse eines fachkundigen Planungsbüros für Planung, Datenanalyse und Forschung im Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr verwendet, welches ein aktuelles Gutachten für Stadt und Landkreis entwickelt hat.

  • Grundlage sind rechtliche Vorgaben des Landes Niedersachsen,
  • Die Einsatzdaten der Leitstelle
  • Und wissenschaftliche Simulationen

Wichtig: Die Planung folgt nicht politischen Zielen, sondern wurde anhand des tatsächlichen Bedarfs ermittelt.


Was bringt mir das als Bürgerin oder Bürger?

Im Notfall kommt künftig schneller das richtige Fahrzeug.

  • RTW und NKTW stehen für echte Notfälle bereit
  • KTW übernehmen planbare Fahrten
  • Die Versorgung bleibt sicher – und wird zukunftsfähiger


Kann ein KTW oder NKTW einen RTW ersetzen?

Nein – und genau das passiert auch nicht.

  • Der RTW bleiben das Mittel der Wahl für lebensbedrohliche Einsätze.
  • NKTW decken mittlere Dringlichkeit ab (z. B. eine Fraktur ohne Schock).
  • KTW fahren planbare Transporte.

Das System ersetzt RTW nicht, sondern ergänzt sie, damit RTW frei bleiben, wenn Sekunden zählen.


❓ Wie wird die Planung im Hinblick auf die rechtlichen Vorgaben erstellt?

Der Gutachter legt die Bedarfsplanung so aus, dass ein planerischer Wert von 100% für die Hilfsfrist erreicht wird. Der P95-Wert bedeutet, dass von den geplanten 100% in 95% aller Notfalleinsätze die Hilfsfrist von 15 Minuten ab Alarmierung eingehalten werden soll.


❓ Wie viele Einsatzfahrten waren im Betrachtungszeitraum des Gutachten tatsächliche Notfalleinsätze?

44% aller Einsatzfahrten waren tatsächliche Notfalleinsätze, die ein RTW bedienen muss. Betrachtet man die Anzahl der Krankenfahrten bezogen auf die Einsatzfahrten im Betrachtungszeitraum, so waren 39% aller Fahrten mit dem RTW reine Krankentransporte, die die RTWs mit dem hochqualifiziertem Personal und somit aus der Notfallvorhaltung blockiert haben.



Fazit:

Der neue Bedarfsplan modernisiert den Rettungsdienst im Landkreis Hildesheim. Es wird nichts abgebaut, sondern zielgerichteter geplant – für mehr Qualität, mehr Effizienz und mehr Sicherheit.