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21.10.2019

Gesundheitsamt zieht Bilanz des Masernausbruchs: 43 Erkrankte im Landkreis Hildesheim

Schutzmaßnahmen verhindern erfolgreich weitere Ansteckungen in Kitas und Schulen

Logo Landkreis Hildesheim
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Der Masernausbruch im Landkreis Hildesheim mit insgesamt 43 Fällen war in diesem Jahr der größte in Niedersachsen und hat landes- und auch bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Ende Mai konnte das Gesundheitsamt des Landkreises den Ausbruch für beendet erklären, nachdem es unter Berücksichtigung der maximalen Inkubationszeit von 21 Tagen nach dem zuletzt gemeldeten Fall zu keinen weiteren Meldungen gekommen war.

Trotz der vergleichsweise hohen Zahl von Erkrankungen kann das Gesundheitsamt nun eine positive Bilanz des Ausbruchsmanagements ziehen: Zum einen haben die risikoadaptierten Schutzmaßnahmen an den betroffenen Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagestätten und Schulen weitere Ansteckungen verhindert. Zum anderen hat die intensive Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung stark sensibilisiert und zu einer Steigerung der durchgeführten Impfungen gegen Masern um 86 Prozent geführt.

 

Ausgangspunkt des Masernausbruchs war der so genannte Indexpatient (Patient Null), der am 13. Januar den für Masern charakteristischen Hautausschlag (Exanthem) gezeigt hat. Erkrankten im Januar insgesamt vier Personen, stieg die Zahl im Februar auf acht Fälle und erreichte im März den Höhepunkt mit 20 erkrankten Personen. Im April war der Ausbruch mit elf Fällen bereits wieder rückläufig, allerdings kam es in diesem Monat zum tragischen Todesfall einer Frau (der Landkreis Hildesheim informierte in einer Pressemitteilung).

Insgesamt erkrankten 43 Menschen im Landkreis Hildesheim an Masern. „Dieser Zählung liegt die Maßgabe des Robert-Koch-Instituts zugrunde, erst dann von einer Masernerkrankung zu sprechen, wenn folgende drei wesentliche Kriterien vorliegen: Nämlich der typische Hautausschlag, Fieber und mindestens eines der Symptome Husten, wässriger Schnupfen oder Bindehautentzündung“, erklärt Dr. Katharina Hüppe, Leiterin des Gesundheitsamts. Von den 43 Betroffenen waren 23 Frauen und 20 Männer. In allen Fällen wurde der Genotyp D8 und damit das so genannte Masern-Wildvirus nachgewiesen. Keiner der Patienten war am Impfvirus erkrankt. Ein Blick auf die Altersstruktur der Fälle macht die Impflücken in der Altersklasse 18 bis 49 Jahre deutlich. „Bei dieser Gruppe hatten 71 Prozent keine Impfung. Dies zeigt erneut die Wichtigkeit der Impfung als einzige Möglichkeit, sich vor dieser höchst ansteckenden Infektionskrankheit zu schützen“, betont Dr. Hüppe.

Aufgrund der großen Ansteckungsgefahr und des potenziell tödlichen Verlaufs der Masern – statistisch gesehen verstirbt einer von 1.000 an Masern Erkrankten an der Krankheit – besteht schon bei der Meldung eines Verdachts der Masernerkrankung unverzüglicher Handlungsbedarf durch das Gesundheitsamt insbesondere bei Auftreten von Masern in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagestätten und Schulen. Im Landkreis Hildesheim betraf dies die Kindertagesstätte Nordlicht und den Kindergarten St. Josef, das Andreanum, die Grundschule Auf der Höhe, die Oberschule Bockenem, die Freie Waldorfschule, die Friedrich-List-Schule, die Hermann-Nohl-Schule, das Gymnasium Himmelsthür, die Marienschule, die Oskar-Schindler-Gesamtschule, die Robert-Bosch Gesamtschule und die St. Augustinus-Oberschule.

Hier hat das Gesundheitsamt sofort so genannte risikoadaptierte Schutzmaßnahmen ergriffen. „Wir haben insgesamt mindestens 2.193 Kontaktpersonen beziehungsweise deren Impfausweise kontrolliert. Darunter waren unter anderem 1.584 Schüler, 216 Lehrer und weiteres Schulpersonal sowie 224 weitere Kontaktpersonen im persönlichen Umfeld der Erkrankten“, erklärt Dr. Hüppe. War laut Impfdokumentation keine Impfung erfolgt beziehungsweise der Impfstatus unsicher oder konnte der Nachweis der Immunität nicht erbracht werden, sprach das Gesundheitsamt Betretungsverbote aus – 81 insgesamt. Diese Konsequenz und der immense Kontrollaufwand zahlten sich aus: „In den Kindertagesstätten und Schulen gab es keine weiteren Ansteckungsfälle. Die Folgefälle sind in der Regel innerhalb der Familie entstanden. Unsere Vorgehensweise war damit absolut richtig“, so die Leiterin des Gesundheitsamts. Hätte man hier nicht so geradlinig gehandelt, wäre es möglicherweise zu weitaus mehr Ansteckungsfällen gekommen. Neben den Kontrollen in den Kindertagesstätten und Schulen hat das Team des Gesundheitsamts im Verlauf des Masernausbruchs mehr als 600 telefonische und 200 persönliche Beratungsgespräche geführt. Des Weiteren wurden zahlreiche Hausbesuche durchgeführt, um vor Ort Abstriche für die Labordiagnostik zu nehmen.

Der außergewöhnlich intensive Masernausbruch und das daraus resultierende Medieninteresse führten schließlich zu einem in der Konsequenz positiven Effekt: Im Vergleich zum Vorjahr wurden in den Arztpraxen im Landkreis Hildesheim im ersten Quartal des Jahres 1.213 mehr Impfdosen gegen Masern verabreicht, das entspricht einem Plus von 86,1 Prozent. „Das ist ein wirklich sehr gutes Ergebnis und zeigt, dass wir die Menschen mit unserer Aufklärungsarbeit im Zuge des Ausbruchs erreicht haben“, fasst Dr. Hüppe zusammen.