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NOVA - Ombudsstelle für Kinder- und Jugendhilfe in Stadt und Landkreis Hildesheim

„Keiner hört zu“ – jetzt schon    

NOVA Ombudsstelle news März23
NOVA Ombudsstelle news März23

NOVA steht für "Netzwerk, Ombudschaft & InteressenVertretung für Adressat*innen der Kinder- und Jugendhilfe" und ist die erste kommunale Ombudsstelle in Deutschland. Gearbeitet wird nach den Prinzipien der Unabhängigkeit, Niedrigschwelligkeit, Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und rechtebasiert für die Interessen und Bedarfe der Betroffenen.

Aufgabe der Ombudsstelle ist die Machtasymmetrie zwischen den Parteien innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe (bspw. Kinder und Jugendlichen, Eltern, Fachkräfte sowie Jugendamt) auszugleichen und eine gerechtere Entscheidung bei Streitfragen zu erlangen. Die Ombudsstelle berät und begleitet Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und ganze Familien, bei Konflikten auf ihrem Weg durch die Kinder- und Jugendhilfe. Wenn Fragen und Wünsche aufkommen oder wenn es holprig wird. Wenn es nicht so läuft, wie es soll.

Konkret heißt das, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sich bspw. an die Ombudsstelle wenden können, wenn es Probleme in der Wohngruppe gibt, die Familie Schwierigkeiten oder Missverständnisse mit dem Jugendamt hat, eine Vormundschaft eingerichtet ist und es Interessenskonflikte mit den Eltern gibt. Dann werden Gespräche angeboten ebenso wie Aufklärung über eigene Rechte oder auch Begleitung zu Klärungsgesprächen mit z.B. Behörden und Erziehenden, um eine gute Lösung der Probleme zu erzielen. Eltern und Sorgeberechtigten wird Unterstützung bei Konflikten (bspw. mit der KiTa und mit dem Jugendamt) oder bei Überforderung im Dschungel der Hilfen angeboten.

Auch pädagogische Fachkräfte bei einem freien Träger der Jugendhilfe, Mitarbeiter*innen beim ASD, Vormünder oder Mitarbeiter*innen einer KiTa oder Schule können sich an die Ombudsstelle wenden, wenn sie einen Konflikt erleben oder sich über die Arbeit der Ombudsstelle informieren möchten.

Alle  Angebote sind kostenlos und auf Wunsch anonym und vertraulich und für den ganzen Landkreis Hildesheim. Wer nicht die Möglichkeit hat, in die Hildesheimer Beratungsstelle zu kommen, wird auch vor Ort aufgesucht. Der Treffpunkt wird dann besprochen, ob es in der Wohnung ist, im Jugendzentrum oder draußen.

Die Aufgabenstruktur der Ombudsstelle ersetzt nicht Beschwerdeverfahren, spezialisierte Beratungsstellen oder Schutzkonzepte in den Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe, sondern sie soll gerade darauf hinwirken, dass diese Infrastruktur ausgebaut und gestärkt wird. Sie ist als ergänzendes Angebot in Konfliktfällen zu betrachten.

Träger der Ombudsstelle ist der Verein "Unabhängige Ombudsstelle Kinder- und Jugendhilfe in Stadt und Landkreis Hildesheim e.V." Der Verein besteht aus dem fünfköpfigen Vorstand und den derzeitig sechs weiteren Mitgliedern, sowie dem hauptamtlichen Team bestehend aus je einer Stelle für Sozialarbeiter*innen und eine für Anerkennungspraktikant*innen. Gefördert wird sie als dreijähriges Projekt über den Landkreis Hildesheim. Eine dauerhafte Förderung ist angestrebt.

Wie es zu der Stelle kam?

Die Idee ist gereift infolge erster ombudschaftlicher Beratungen, schließlich aber ausgelöst durch einen Einzelfall, der letztendlich zur Bildung einer Konzeptgruppe und der Bennennung eines Gründungsrats geführt hat. Nachdem ein Vorsitzender des Kreistages an den Regularien des Jugendamtes gescheitert ist und der damalige Amtsleiter des Jugendamtes selbst die Idee der Gründung einer Ombudstelle hatte, wurde diese in Zusammenarbeit mit der Universität dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt und es gab einen Auftrag an die Universität ein Konzept zu erstellen. In dieser Gründungsgruppe arbeitete durch persönliche Kontakte dann auch schon Rüdiger Mey mit, mit weiteren 20 - 25 Menschen, eine bunte Gruppe aus verschiedenen sozialen Berufsrichtungen. Das Konzept wurde wiederum dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt, mit den Forderungen nach Büro, Personal und Geld, die zu 50 % erfüllt wurden. Der Auftrag an den Gründungsrat hieß Menschen zu finden, die sich für das Thema engagieren. So wurden Menschen, wie z. B. die weiteren Vorstandsmitglieder Lisa Schwarzer, Severine Thomas, Tanja Rusack und Ulrike Dammann persönlich angesprochen und es fanden sich elf Menschen zusammen, die sich wegen der Corona- Epidemie online kennenlernten, und diskutierten, welche Rechtsform am besten wäre und nachdem klar war, dass es ein Verein werden soll, dann überlegten, wer in den Vorstand kann und will.

Das erste Treffen in Echt war gleichzeitig die Geburtsstunde des Vereins mit elf Mitgliedern. Der fünfköpfige Vorstand entschied sich gegen eine Hierarchie mit erstem*r Vorstandsvorsitzenden*r etc., sondern alle sind gleichberechtigt und die Aufgaben wurden nach persönlichen Neigungen verteilt. Die Restaufgaben wurden dann verlost.

Engagement verbindet

Fünf Stunden kostet jeden in der Woche sein Engagement in diesem Vorstand. Sie tun es gerne, denn sie wünschen sich, dass jeder junge Mensch einen guten Start ins Leben bekommt und erfährt, dass er oder sie mitbestimmen kann. Aber auch Familien sollen die Unterstützung im Hilfesystem bekommen, die ihnen zustehen. Außerdem macht es Spaß miteinander. Man fängt sich gegenseitig auf, wenn jemand in Stress kommt und geht auch gerne mal gemeinsam Essen.

Die Aufgaben sind vielseitig und anspruchsvoll und reichen vom Stühle reparieren über Konzeptionen schreiben, der inhaltlichen Arbeit bis zu Personaleinstellung, Lohnabrechnung, Fördermittel einwerben, Einkäufe tätigen und Neumitglieder gewinnen, ein Netzwerk aus Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen bilden, Öffentlichkeitsarbeit, Kontakte zur Politik pflegen …. Und immer wieder zu schauen, wo die eigenen blinden Flecken sind. Nur die Räume sauber halten, das übernimmt eine Reinigungskraft.

Der größte Wunsch des Vorstands ist eine finanzielle Absicherung und eine Entfristung der Arbeitsverträge zu schaffen und dass die Erfolge sichtbar werden, denn es gibt sie. Langjährige Konflikte wurden gelöst und die Nachfragen von allen Seiten steigen. Insbesondere Eltern, die in Trennung leben, nutzen bei größeren Konflikten die Ombudsstelle in letzter Zeit.

Derzeit erarbeitet der Verein ein Ehrenamtskonzept, insbesondere wie junge Menschen gewonnen werden können, die als Expert*innen in eigener Sache die Möglichkeiten der Ombudsstelle weiterverbreiten, auch gerne über Social Media.

Eine Beratung durch Ehrenamtliche erweist sich aufgrund der komplexen Fachkenntnisse als schwierig. Da kommen nur Menschen in Frage, die in Rente gegangen sind oder sich beruflich in ein Feld außerhalb der Jugendhilfe orientiert haben und somit über die Fachkenntnisse aus ihrer früheren Tätigkeit verfügen.

Wer mehr erfahren, sich engagieren möchte oder auch Unterstützungsbedarf hat, der komme vorbei, rufe an oder schicke eine Mail.

www.ombudsstelle-hildesheim.de

Barbara Benthin

NOVA 2 News März23
NOVA 2 News März23

Von links: Lisa Schwarzer, Rüdiger Mey, Tanja Rusack, Ulrike Dammann, Severine Thomas