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24.11.2021

Objektplanung für den Hochwasserschutz an Alme und Riehe ist auf gutem Weg

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In der vergangenen Woche hat der Landkreis Hildesheim die kommunalen Verantwortlichen über den aktuellen Projektstand zu den Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich Alme-Riehe informiert. Neben den Bürgermeistern Hans-Jürgen Köhler (Sibbesse), Andreas Humbert (Lamspringe) und Björn Gryschka (Bad Salzdetfurth) haben sich auch die Ortsbürgermeister bzw. Vertreter der am meisten betroffenen Ortschaften Östrum, Breinum, Almstedt und Sehlem sowie ein Mitglied der örtlichen Interessengemeinschaft Hochwasserschutz vom Landkreis und vom planenden Ingenieurbüro Björnsen aus Erfurt auf den neuesten Stand bringen lassen.

 

Die Gemeinden Sibbesse und Lamspringe sowie die Stadt Bad Salzdetfurth planen gemeinsam Hochwasserschutzmaßnahmen an Alme und Riehe. Der Landkreis Hildesheim fördert diese Maßnahmen und hat mit seinem Umweltamt für die zuständigen Kommunen die Projektleitung und Koordination für das Gesamtkonzept übernommen.

 

Entwicklung seit 2016

Bereits im Jahr 2016 - also noch vor dem verheerenden Juli-Hochwasser 2017, das auch im Alme- und Riehetal große Schäden verursacht hat - hatte der Landkreis beim Land Niedersachsen Fördermittel für die Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes eingeworben. Nach dem Hochwasser 2017 konnte darauf dann aufgebaut werden, so dass bereits im Lauf des Jahres 2018 das Konzept weitestgehend fertiggestellt war.

 

Sechs neue Rückhaltebecken an Alme und Riehe sowie ein Leitdamm und ein Umfluter in Östrum - also dort, wo Alme und Riehe zusammenfließen - sind als wirksamer Hochwasserschutz erforderlich. Bereits zum damaligen Zeitpunkt war allen Beteiligten deutlich geworden, dass der Umfang der notwendigen Schutzmaßnahmen erhebliche finanzielle Anstrengungen erfordern würde, mit denen die Leistungsfähigkeit der Kommunen überfordert wäre. Entsprechend war es unerlässlich, dass für die nächste Planungsphase zunächst weitere Fördermittel vom Land Niedersachsen beschafft werden mussten.

Der Antrag beim zuständigen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) konnte wegen der vorgegebenen Termine der Förderprogramme allerdings erst im Sommer 2019 eingereicht werden. Ein positiver Förderbescheid lag zwar im Frühjahr 2020 vor, jedoch hat es dann noch einmal ein dreiviertel Jahr gedauert, bis mit dem nun beauftragten Ingenieurbüro Björnsen der Planer für die weiterführende Objektplanung vertraglich gebunden war. Für ein Vorhaben dieser Größe ist eine europaweite Ausschreibung auch der Planungsleistungen mit entsprechenden Fristen und Formanforderungen vorgeschrieben. Inzwischen ist im Frühjahr dieses Jahres die weitere Planung gestartet.

 

Aktueller Stand

Seitdem wurde schon eine Vielzahl von Punkten auf der To do-Liste abgearbeitet, berichtete Jan Ketzschmar vom Büro Björnsen den Gemeindevertretern. So wurden inzwischen die Vermessungsarbeiten weitestgehend durchgeführt und ein digitales Geländemodell für die weitere Planung erstellt. Erster Meilenstein soll nun die Erstellung der so genannten Vorzugsvarianten für die erforderlichen Rückhaltebecken sein. Diese können gegenüber der seinerzeit im Konzept dargestellten Varianten durchaus noch ganz anders aussehen oder auch an anderer Stelle entstehen. Besonderer Fokus soll auch auf der Realisierung des so genannten Umfluters um Östrum liegen. Hierbei ist vorgesehen, den Verlauf der Alme neu zu gestalten und die Alme nördlich um Östrum herumzuführen und erst im Bereich der Kläranlage in die Riehe einmünden zu lassen. Dies würde zu einer deutlichen Entlastung der Ortslage Östrum führen.

 

Weiterhin geht es jetzt vor allem darum, die ersten technischen Entwürfe fortlaufend mit dem Amt für regionale Landentwicklung (ARL) abzustimmen. Das ARL ist schon frühzeitig mit an Bord genommen worden, da die Beschaffung der für die Hochwasserschutzmaßnahmen notwendigen Flächen im Rahmen einer so genannten Flurbereinigung erfolgen soll. Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens soll auch die öffentlich-rechtliche Genehmigung der einzelnen Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgen. Damit kann die ansonsten erforderliche wasserrechtliche Planfeststellung ersetzt und etwas Zeit aufgeholt werden.

 

Gerald Bälkner und Axel Dombrowski vom Landkreis Hildesheim schätzen, dass die Vorzugsvarianten bis Mitte 2022 soweit fertig sind, dass die Genehmigungsunterlagen durchgearbeitet und fertig gestellt werden können. Erst danach kann überhaupt das erforderliche Genehmigungsverfahren eingeleitet werden, sei es nun im Rahmen der Flurbereinigung oder aber in einem separaten wasserrechtlichen Verfahren. Die Stellung eines Förderantrages beim Land für die Bauausführung ist erst nach Vorlage der Genehmigung möglich. Bis dahin ist es also noch einiges an Wegstrecke zurückzulegen.

 

Die Langwierigkeit des Planungsprozesses ist in der Vergangenheit immer wieder kritisiert worden, insbesondere von Anwohnenden, die am meisten von Hochwasser bedroht sind. Aus Sicht des Landkreises ist die Vorgehensweise aber alternativlos. „Es gibt hier leider kaum Abkürzungen.“, so das Fazit, auch wenn sich alle Beteiligten einschließlich des Landkreises wünschen, dass es an der einen oder anderen Stelle schneller vorangehen würde. Ggf. kann die Umgestaltung der Alme zeitlich etwas forciert werden. Aber letztendlich geht es hier insgesamt um ein Projekt mit derzeit geschätzten Baukosten von allein 3,6 Millionen Euro. Die weiteren Planungskosten und die Kosten für den Grunderwerb sind darin noch nicht einmal eingerechnet. „Ohne eine Förderung durch das Land Niedersachsen ist dies durch die beteiligten Kommunen nicht zu finanzieren“, sind sich die Bürgermeister einig. 

2021-11-18_Hochwasserschutz-Alme-Riehe_Ortstermin
2021-11-18_Hochwasserschutz-Alme-Riehe_Ortstermin