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25.08.2021

Pflegekonferenz im Kreishaus setzt Impulse

Logo Landkreis Hildesheim
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Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Lebensalter. Insbesondere ab dem Alter von 75 Jahren steigt der Anteil pflegebedürftiger Menschen stark an. Im Landkreis erhalten bereits über 17.500 Personen Leistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Im Vergleich zu 2009 bedeutet das ein Anstieg um 39 Prozent.

In der ersten öffentlichen Pflegekonferenz im Kreishaus wurden im Hybridformat vor 160 Teilnehmenden, davon 110 online, über die Herausforderungen und Chancen für gute pflegerische Versorgungsstrukturen im Kreis diskutiert. Eröffnet wurde die Konferenz durch die Erste Kreisrätin Evelin Wißmann und der Kreistagsvorsitzenden Dagmar Hohls sowie mit einer persönlichen Video-Grußbotschaft von Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales. Zu Beginn berichtete Dr. Gesa Schirrmacher vom Niedersächsischen Sozialministerium über die Pflegesituation in Niedersachsen, die regional unterschiedlich ausgeprägt ist. Das Land hat hierzu im Juni 2021 den Landespflegebericht Niedersachsen 2020 veröffentlicht. Auf Anfrage bestätigte Frau Schirrmacher den Bedarf an Kurzeitpflegeplätzen. Das Land arbeitet diesbezüglich an einem Förderprogramm. Im Anschluss stellten Sandra Bettels und Manuel Stender vom Landkreis die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Pflege im Landkreis dar. Derzeitig werden 78 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt mit teilweiser Unterstützung von 68 ambulanten Pflegediensten sowie 24 Tagespflegen. Zudem gibt es 31 Angebote zum Betreuten Wohnen/Service Wohnen, sechs Pflegewohngemeinschaften sowie 53 vollstationäre Pflegeeinrichtungen. Kostenfreie und neutrale Beratung und Vernetzung bietet der Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen im Kreishaus und der Außenstelle in Alfeld an. Zudem sind im Onlineportal www.senioren-beratungsnetz-hildesheim.de vielfältige Informationen mit umfangreiche Materialien abrufbar.

In zwei Podiumsdiskussionen zu den Themen „Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege“ und „Digitalisierung und Kurzzeitpflege“ wurde sehr angeregt über Hemmnisse und Lösungsansätze gesprochen. So berichteten die Teilnehmenden von einer Verschlechterung in der Pflege und Ausstiegen aus dem Pflegeberuf, da sie dem Anspruch nicht mehr gerecht werden konnten. Pflege sei eine gesellschaftliche Verpflichtung, die aber nicht gelebt werde. Es wurde der Wunsch nach mehr Zeit für die Pflege, mehr Personal, bessere Ausbildungsbedingungen, Anreize für die Fachkräftesicherung sowie einer dynamischen Finanzreform geäußert.

Digitalisierung kann die Pflege effektiv entlasten. Vorgestellt wurde beispielsweise ein papierloser Pflegedienst mit letztlich mehr Zeit für die Pflege. Eine pflegende Angehörige berichtete von der beschwerlichen Suche nach einem Kurzeitpflegeplatz. Dazu ergänzte ein Heimleiter, dass die Bereitstellung von Kurzzeitpflegeplätzen mit gesetzlichen Hürden verbunden und nicht immer wirtschaftlich sei.

Im Ausblick stellte Manuel Stender die geplanten Handlungsmaßnahmen hinsichtlich des Ausbaues von Beratungs- und Versorgungsstrukturen vor. Die Ergebnisse der öffentlichen Pflegekonferenz werden in geplante örtliche Pflegekonferenzen einfließen, die voraussichtlich Anfang 2022 starten und in regelmäßigen Turnus tagen. In dem Gremium werden alle an der pflegerischen Versorgung mitwirkenden Institutionen beteiligt. Ihre Beschlüsse werden empfehlenden Charakter für die künftige Pflegeplanung des Landkreises Hildesheim haben. Zudem wird die Politik unterrichtet. Ziel ist die Sicherung eine an den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen und der sie Pflegenden ausgerichtete Pflegelandschaft.

Sozialdezernent Benjamin Knollmann zeigte sich abschließend sehr zufrieden mit der Veranstaltung, die als erster Meilenstein viele positive Impulse für eine nachhaltige pflegerische Versorgungsplanung gegeben hat.
Nähere Informationen sind unter www.landkreishildesheim.de/senioren/Pflegekonferenz einzusehen.

Begrüßung Wißmann
Begrüßung Wißmann

Erste Kreisrätin Evelin Wißmann eröffnete die Pflegekonferenz (Foto: Landkreis Hildesheim)