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Unser Dorf hat Zukunft

Gemeinschaften gewinnen!
Seit mehr als 60 Jahren gibt es diesen Wettbewerb.

Federführend ist das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung. Ging es zunächst unter dem Titel „Unser Dorf soll schöner werden“ überwiegend noch um eine optisch ansprechende Gestaltung der Dörfer durch Grün und Blumen, die Aufforderung, Gemeinschaftsflächen wie auch private Anwesen „schön“ herzurichten, so wechselte mit der Umbenennung des Titels der Fokus auf die Zukunftsfähigkeit der Orte. Das soziale Miteinander, das ehrenamtliche Engagement und und innovative Ideen für ein lebenswertesUmfeld sind mittlerweile Kriterien, die positiv bewertet werden. Es gibt überall etwas, das außerhalb vom Einflussbereich der Dorfgemeinschaft liegt, was einem Dorf nicht zum Nachteil bewertet sein soll, sondern die Maßnahmen und Ideen, die aus der aktiven Gemeinschaft initiiert werden. Gibt es Angebote für alle Bevölkerungsgruppen und Altersklassen? Barrierefreie Zugänge, standortgerechte und bestenfalls mehrjährige Blühflächen, alternative Bestattungsformen und Bündelung von Ressourcen mit Nachbarorten sind Stichworte, die heute wichtig sind, um gern und auch noch in der Zukunft im Dorf zu leben. In den letzten Wettbewerben ist auch die Rubrik Klima immer weiter nach vorne gerückt.

Aus dem Aufruf des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum 28. Wettbewerb:

Die Zukunft der Dörfer hängt auch vom Engagement ihrer Bevölkerung ab und davon, wie sie sich für die Erhaltung, Gestaltung und Entwicklung der Dörfer einsetzt - organisiert in den Kommunen, Vereinen, Verbänden, Kirchen und Wirtschaftsbetrieben oder als Einzelne. Gemeinsam bilden sie die Verantwortungsgemeinschaften, die aktiv und eigeninitiativ an der strukturellen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung ihres Lebensumfeldes mitgestalten.

Hier setzt der Wettbewerb … „Unser Dorf hat Zukunft“ an, der sich seit Jahren bewährt hat und nach wie vor hoch aktuell ist.

Er bringt zum Ausdruck, dass es neben der baulichen und Grün-Gestaltung mehr noch um die ganzheitliche Entwicklung der Dörfer und deren Nachhaltigkeit geht. Der demographische Wandel, die soziokulturelle Vielschichtigkeit der dörflichen Gemeinschaften sowie der Klimaschutz und Klimawandel sind Herausforderungen, denen sich die Dörfer heute zunehmend stellen müssen.

Landesweit lag das Hauptaugenmerk auf dem Hashtag                                    #GemeinschaftenGEWINNEN

In Niedersachsen ist es den Landkreisen (oder Leader-Regionen) überlassen, in welcher Form der Wettbewerb ausgerichtet wird. Es gibt reine Schreibtisch-Entscheidungen, Vorentscheidungen in Gemeinden oder es werden - wie hier bei uns - die Dörfer mit einer Bewertungskommission besucht, die dann die schwere Entscheidung treffen muss, welcher Ort als Sieger für die nächste Wettbewerbsrunde nominiert werden soll.

Bislang organisierten hier Landkreis und Kreisheimatpflege den Wettbewerb. Für den diesjährigen Kreiswettbewerb schloss der Landkreis mit dem Heimatbund im Landkreis Hildesheim (Kreisheimatbund/KHB) einen Kooperationsvertrag. So war der Kreisheimatbund seit Februar mit der Organisation des Wettbewerbs betraut und führte Informationsveranstaltungen durch, besuchte die Orte, die noch etwas überzeugt werden mussten, sich zu bewerben, stellte eine Bewertungskommission zusammen und plante die Bereisung der Orte. Das gut zusammenarbeitende Team aus Vorstandsmitgliedern und der Kreisheimatpflegerin meisterte dabei auch so kleine Hürden wie zum Beispiel einen Bus für die Bereisung zu finden, damit nicht jeder täglich selbst von Ort zu Ort fährt und die Zeit für Vor- und Nachbereitung genutzt werden konnte - oder auch Gaststätten mit einem Angebot zur Mittagsverpflegung im ländlichen Raum (und nicht in teilnehmenden Dörfern) an einem Wochentag zu finden.

Nach Abstimmung mit der Kreisverwaltung wurde die Klimaschutzagentur als weiterer Wettbewerbspartner gewonnen. Es gab zusätzlich die Option, sich für den Sonderpreis Klima zu bewerben. Dabei wurden Umwelt- und Klimaschutzprojekte, Initiativen zur Klimafolgenanpassung und nachhaltige Ideen und Maßnahmen bewertet.

Mehrmals wurde die Anmeldefrist verlängert, da einige Orte um Aufschub baten, um die mittlerweile sehr reduzierten und einfach gestalteten Anmeldeunterlagen auszufüllen, um vielleicht doch noch ein Team von Mitmachern vor Ort zusammenstellen zu können, um nochmal einen Beratungsbesuch in Anspruch zu nehmen oder um statistische Angaben in der Gemeindeverwaltung zu erfragen. Teilnehmen konnten Orte mit einer Einwohnerstärke bis 3000.

Letztendlich hat die Jury an fünf Tagen im September jeweils drei Orte besucht. Erstmals gab es eine gemeinsame Bewerbung von drei Dörfern, die bereits seit Jahren eine gelebte Gemeinschaft sind. Die Orte konnten sich in 90 Minuten präsentieren. In welcher Art und Weise das geplant wurde, blieb den Orten überlassen - ob nun in einem Rundgang, einer Präsentation, per Drohnenflug oder einer Kombination.

Die Jury bestand aus den Bereichen:Kinder/Jugend/Familien, Untere Denkmalschutzbehörde LK Hildesheim, Untere Naturschutzbehörde LK Hildesheim,Bürgerschaftliches Engagement LK Hildesheim,Strukturplanung Senioren LK Hildesheim, Kreisentwicklung LK Hildesheim,Bündnis 90/Die Grünen,SPD-Fraktion,Kreisheimatpflegerin und Kreisheimatbund [Orga-Team],für den Sonderpreis Klima: Klimaschutzagentur Hildesheim. Anmerkung: Es wurden alle Kreistagsfraktionen angefragt, ebenso Landfrauen, Landvolk, Handwerkskammer bzw Handwerkerschaft und Kreisjugendpflege.

Es gab folgende Bewertungsbereiche:

Lokale Agenda - Leitbild, Planungskonzepte zur Besiedelung, Integration in Gemeinschaft

Soziales / Kulturelle Aktivitäten -  Vereine, Aktionen, Angebote für verschiedene Zielgruppen oder übergreifend, Kooperationen, Freizeitgestaltung

Umwelt - Erhalt, Pflege u. Erneuerung von Kulturlandschaft, Konzepte im Naturraum, Lokale Produkte, Sharingmodelle

Infrastruktur - Wirtschaft u. Gewerbe, Versorgungsmöglichkeiten, Anbindung, Mobilität

Bauliche Gestaltung - Entwicklung und Erhaltung der Gebäudesubstanz - öffentlicher/ privater Bereich, historische Elemente, Trägerschaft, Denkmalschutz

Klima - Energiekonzepte, Projekte, nachhaltige Nutzung, Synergien, Energieversorgung lokal, Bürgerbeteiligung, Direktvermarktung

und zusätzlich für den Sonderpreis Klima:sehr wenige/ keine Schottergärten, Blühstreifen/ Beete/ Inseln angelegt,Photovoltaik installiert,Mitfahrgelegenheiten,Regionale Produkte vor Ort erwerbbar,öffentliche E-Ladesäulen vorhanden ( PKW und/ oder E-Bike), innerörtlicher Baulückenschluss,Vorkehrungen gegen Starkregenereignisse, (mehrere) Geschwindigkeitsbegrenzungen, älterer Baumbestand,Fahrradabstell-, oder -reparaturmöglichkeiten, Gebäude mit Dachbegrünung, Nahwärmenetz, wenig/ keine großen versiegelten Flächen.

Diese Orte haben im Bereich Klima gewonnen:

    1. Klimasieger Adensen mit herausragenden Nahwärmekonzept
Biogasanlage Adensen
Biogasanlage Adensen
Klimasieger
Klimasieger

2. Werder

Hochwasserschutz durch Deich in Werder
Hochwasserschutz durch Deich in Werder

3.  Ahstedt, Garmissen- Garbolzum- Beschattete Wege, Bänke und Spielplätze; Bepflanzungen auf Ausgleichsflächen und viel innerörtliches Grün 

Garmissen-Garbolzum- Ahstedt
Garmissen-Garbolzum- Ahstedt

Es gibt bei diesem Wettbewerb keine Verlierer!

Alle teilnehmenden Orte haben durch das gemeinsame Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen und die Vorbereitung auf den Besuch der Bewertungskommission erarbeitet, was es bereits an guten Initiativen und Projekten im eigenen Dorf gibt. Manches ist vielleicht alltägliche Selbstverständlichkeit, aber die Summe aller Aktivitäten und des Engagements ist überall in irgendeiner Art und Weise herausragend und so ist jedes Dorf individuell und einzigartig.

Für alle Orte gab es als Gewinn einen regionaltypischen Apfelbaum und dazu einen Geldpreis. Die Jury bewahrte Stillschweigen über die zuvor intensiv besprochene Reihenfolge der Sieger. So war es bis zum Schluss - der Siegerehrung am 27.September - eine Überraschung, wer der Gewinner ist.

Es ergab sich folgende Platzierung:

  1.                        Ortsgemeinschaft Ahstedt, Garmissen-Garbolzum
  2.                          Rössing
  3.                          Klein Escherde
  4.                         Barnten, Störy
  5.                          Adensen, Werder
  6.                         Heyersum
  7.                         Barfelde
  8.                      Föhrste, Limmer, Nienstedt, Wesseln




Goldregen für die Sieger
Goldregen für die Sieger

Links: Ortsgemeinschaft Ahstedt, Garmissen- Garbolzum mit Bürgermeister Fabian von Berg

Rechts: Rössing mit Bürgermeisterin Nicole Dombrowski

Kreisheimatbund-Vorsitzende Erika Hanenkamp (Rückansicht) und die stellvertretende Landrätin Waltraud Friedemann (2.v.l.) gratulieren den Gewinnern

Eindrücke aus der Ortsgemeinschaft Ahstedt, Garmissen-Garbolzum

Bedarfsgerechte Bestattungsformen
Bedarfsgerechte Bestattungsformen
Demokratiefördernder Talk im Kuhstall
Demokratiefördernder Talk im Kuhstall
Traditionsbewusstsein: Pflege historischer Kulturlandschaftselemente
Traditionsbewusstsein: Pflege historischer Kulturlandschaftselemente

Wie geht es nun weiter?

Der Landeswettbewerb findet nach den Sommerferien 2025 statt. Davor gibt es im Land Niedersachsen vier von den Ämtern für regionale Landentwicklung organisierte Regionalentscheide im Mai/ Juni. Dafür wurden Ahstedt, Garmissen-Garbolzum (Gemeinde Schellerten), Rössing und Adensen (beide Gemeinde Nordstemmen) nominiert und auch bereits zur weiteren Teilnahme gemeldet.

Schlussbemerkung:

Das Zusammenwirken der Jurymitglieder war dieses Jahr sehr harmonisch und respektvoll, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Jeder konnte von dem Expertenwissen der anderen profitieren und neue Sichtweisen und Erkenntnisse gewinnen. Eine bereichernde Zeit - anstrengend, aber auch unterhaltsam und kurzweilig.

Maßgeblich an der Organisation beteiligt und mitverantwortlich für einen reibungslosen Ablauf war Joachim Werner, Ortsheimatpfleger von Rheden, Wallenstedt und Heinum, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Kreisheimatbundes und als Experte für den Bereich Heimatpflege in der Bewertungskommission. Er war voller Tatkraft und Freude dabei, denn er hat die Teilnahme an diesem Wettbewerb als Chance zur innerörtlichen Weiterentwicklung für die Dörfer gesehen. Plötzlich und unerwartet verstarb er kurze Zeit später. Ein herber Verlust für die Heimatpflege.

Gut gelaunt dabei- Joachim Werner in Barnten
Gut gelaunt dabei- Joachim Werner in Barnten

Paloma Klages