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17.09.2021

Vorzeitiger Planungsbeginn für erste Rückhaltebecken an der Innerste beantragt

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Die Hochwasserkooperation Innerste – vertreten durch den geschäftsführenden Landkreis Hildesheim – hat bei den geplanten Maßnahmen einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht: Die Verwaltungsführung des Landkreises Hildesheim hat beim Niedersächsischen Umweltministerium den vorzeitigen Beginn der konkreten Objektplanung für die ersten Hochwasserrückhaltebecken an der Innerste beantragt. Dem vorausgegangen war ein langwieriger Abstimmungsprozess mit dem Land Niedersachsen zu Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der von der Kooperation geplanten Maßnahmen. Dieser Nachweis war nachträglich vom Land eingefordert worden und ist die Voraussetzung für die landesseitige Zustimmung zur eigentlichen Objektplanung. „Wir freuen uns sehr, dass es nun mit den Hochwasserschutzmaßnahmen vorangeht. Die erhebliche Verzögerung hat bei den Bürgerinnen und Bürgern in den betroffenen Bereichen für Unverständnis und Verunsicherung gesorgt – insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Hochwasserschutzes muss das Thema Chefsache sein, um endlich nach vorne zu kommen. Nachdem wir nun den nachträglich geforderten Nachweis erbracht haben und die Gespräche sehr positiv verlaufen sind, erwarte ich, dass das Land nun dem vorzeitigen Maßnahmenbeginn für das erste Rückhaltebecken an der Innerste zustimmt. Das ist auch ein wichtiges Signal an die Betroffenen“, so Erste Kreisrätin Evelin Wißmann.

Aufgrund der komplexen Zusammenhänge sei hier noch einmal an den Hintergrund und die bislang erfolgten Schritte erinnert:

Im Juli 2017 hat ein verheerendes Sommerhochwasser die Region Hildesheim und den Vorharz getroffen. Insbesondere an der Innerste und ihrer Nebengewässer hatten tagelange starke Niederschläge dazu geführt, dass die Gewässerpegel auf bis dato nicht erreichte Höhen angestiegen sind. Große Überflutungen mit sehr hohen materiellen Schäden sowohl bei vielen privaten Haushalten als auch der öffentlichen Infrastruktur waren die Folge.
Nach diesem heftigen Ereignis hatten sich die betroffenen Landkreise Hildesheim und Goslar sowie die Städte Hildesheim und Salzgitter sehr schnell zusammengefunden und eine Kooperation gegründet, um Maßnahmen zum überregional wirksamen Hochwasserrückhalt im Gewässersystem der Innerste umzusetzen.
Diese Kooperation beauftragte eine Potenzialuntersuchung inklusive erstem Maßnahmenkonzept, das schon Mitte 2018 vorgelegen hat. Auf Grundlage dieser Machbarkeitsstudie trat die Kooperation mit dem Land Niedersachsen in Verhandlungen über die Realisierung und insbesondere auch Finanzierung der konzeptionierten Maßnahmen ein. Ergebnis der Verhandlungen war der Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrages zwischen den beiden Landkreisen und Städten und dem Land im Dezember 2019. Das Land Niedersachsen hat mit diesem Vertrag der Kooperation eine Zuwendung von bis zu 15 Millionen Euro für die weitere Planung und auch Realisierung erster Maßnahmen zugesichert.
Allerdings hat sich der Start der konkreten Planung für neue zusätzliche Rückhaltbecken an der Innerste und der Nette bis heute verzögert. Das Konzept der Kooperation sieht neben einem schon seit langem geplanten Becken bei Bornhausen (Landkreis Goslar) und dem dazugehörigen Ausbau der Nette bei Rhüden die Schaffung von zunächst acht weiteren Becken an der Innerste und der Nette vor. Das mit bis zu 3,7 Millionen m³ Stauvolumen größte Becken soll bei Hohenrode an der Grenze zwischen dem Gebiet der Stadt Salzgitter und dem Landkreis Goslar entstehen.

Die Kooperation hatte unmittelbar nach Abschluss des Vertrages mit dem Land Niedersachsen mit den zuständigen Dienststellen im Umweltministerium und dem NLWKN das weitere Prozedere für die Planung dieser acht weiteren Becken abgestimmt. Dabei forderte das Land, zunächst Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der geplanten Becken im Gesamtsystem der Innerste und Nette nachzuweisen bevor dem Beginn der eigentlichen so genannten Objektplanung zugestimmt werden könne. Diesen Nachweis zu erbringen war durchaus nicht trivial. So musste die Kooperation zunächst die Erstellung eines quasi virtuellen Flussgebietsmodells beauftragen, mit dem alle denkbaren Abflussereignisse und deren Auswirkungen auf bestimmte „Key-Locations“ simuliert werden können. Diese „Key- Locations“ sind dabei in der Regel die Ortslagen, die bei dem Juli-Hochwasser 2017 besonders im Fokus standen. Die einzige Institution in Niedersachsen, die dieses leisten kann, ist das Institut für Wassermanagement aus Braunschweig. Die Erstellung des Flussgebietsmodells, die Simulation der Abflussereignisse und das Einpflegen der „Key Locations“ waren mit einem erheblichen elektronischen Rechenaufwand verbunden, der sich über Monate und damit länger als gedacht hingezogen hat. Erst zum Jahreswechsel 2020 konnte das Institut damit beginnen, die nun geplanten Becken nach und nach in das Modell zu implementieren. Dadurch konnten erst im Verlauf dieses Sommers die ersten Ergebnisse der zahlreichen Simulationsläufe den Landesdienststellen vorgestellt und danach auch der Nachweis der Wirtschaftlichkeit erstellt werden.

Die finalen Ergebnisse wurden nun in der vergangenen Woche noch einmal mit den Landesdienststellen im Detail erörtert, wobei ein großes Maß an fachlicher Übereinstimmung erzielt werden konnte. Die Hochwasserkooperation ist guter Dinge, dass das Land die erstellten Nachweise nach einer finalen Überprüfung vollumfänglich anerkennt und die Freigabe für die weiteren Planungen erteilt. Die fachliche Übereinstimmung zwischen dem Land und der Kooperation ist dabei offenbar so groß, dass das Land auch die kurzfristige Zustimmung zu einem vorzeitigen Beginn der weiteren Planungen in Aussicht gestellt hat. Den hat die Kooperation nun beim Land entsprechend beantragt. Dies bedeutet, dass die Kooperation für die weiteren Planungen den Startschuss geben könnte.

Für das erste zusätzliche Becken bei Grasdorf hat die Kooperation auch schon ein Ingenieurbüro ausgewählt. Hier hat nach einer europaweiten Ausschreibung das Ingenieurbüro Pabsch und Partner aus Hildesheim den Zuschlag für die weiteren Planungen bekommen.
Weitere europaweite Vergabeverfahren für die Planung sind so weit fortgeschritten, das demnächst auch mit der konkreten Planung der Rückhaltebecken in Itzum vor Hildesheim und für das schon genannte größte Becken bei Hohenrode begonnen werden kann.

Für den Netteausbau bei Rhüden und das Rückhaltebecken bei Bornhausen ist die Kooperation schon einen Schritt weiter. So wird für den Netteausbau in Kürze bereits die Ausschreibung für die Bauleistungen vorbereitet. Das Becken Bornhausen muss dagegen vorher noch einmal in eine neue Runde der Planfeststellung gehen. Außerdem geht derzeit auch die Gründung des Hochwasserschutzverbandes Innerste als Nachfolger der Kooperation in die finale Phase. Über diese Fortschritte wird noch gesondert informiert.