"Botschaft und Ästhetik" (LK06-3-012) "Die Tage der offenen Ateliers im letzten Sommer haben viel Bewegung in die Szenerie gebracht, auf unterschiedlichen Ebenen; und darum ist es uns vom NetzWerk Kultur & Heimat ja auch gegangen: um Nachhaltigkeit." Noch immer ist bei Hans-Jürgen Driemel, dem Leiter des KulturBüros des Landkreises Hildesheim, viel Begeisterung und nicht wenig Stolz zu spüren, wann immer er Gelegenheit hat, über die Erfolgsgeschichte des bislang größten kulturellen Vernetzungs- und Kommunikationsprojektes in der Region zu sprechen. "Wir haben einen Stein ins Wasser geworfen, und der Wellenschlag entfaltet peu á peu Wirkung, auch in den benachbarten Landkreisen." Zu Vernetzungsprozessen, die diesen Namen verdienen, gehören seiner Meinung nach vor allem Offenheit für und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Denkungsarten und Ideenwelten: "Das setzt Kreativität frei. Aber dazu gehört auch die Begegnung, und die muss machbar sein; d.h. wir setzten auf Regionalität, wo Partner noch innerhalb einer Autostunde persönlich erreichbar sind." So selbstverständlich dies auch klingen mag - eine Gemeinschaftsausstellung dreier Künstlerinnen aus den benachbarten Landkreisen Hameln-Pyrmont und Schaumburg sowie der Region Hannover im Hildesheimer Kreishaus ist durchaus kein alltägliches Ereignis. Entstanden war die Verbindung zu den Malerinnen, Objekt- und Installationskünstlerinnen Marina Brand, Anka Knechtel und Antje Langner bei einem Besuch der "Offenen Ateliers im Schaumburger Land 2004", veranstaltet von der Schaumburger Landschaft. "Vernetzung funktioniert - von denen haben wir manches abgucken können," so Hans-Jürgen Driemel. Und nun sind sie mehr als drei Wochen lang im Foyer des Hildesheimer Kreishauses zu bewundern, und werden ein hoffentlich - verdientermaßen - zahlreiches Publikum zur kritischen Auseinandersetzung anregen: die Arbeiten der drei Künstlerinnen aus dem Weserbergland. Marina Brand aus Rodenberg, Absolventin der wfk (Wiesbadener Freie Kunstschule), beherrscht souverän die Technik der Komposition sowohl mit Linien, Flächen und Farben als auch unterschiedlichen Materialien wie Sand, Gips und feinen Eisenspänen. Bei aller handwerklichen Perfektion hat sie gleichwohl einen eher emotionalen Zugang, aus dem Bauch heraus, zu elementaren sozialen Aspekten menschlicher Existenz wie Beziehungen, Begegnungen, Einsamkeit, Streit... .Die hier vorfindbaren bzw. entstehenden Spannungsfelder setzt sie um in bildnerische Konzepte. "Meine Themen sollen für die Betrachterinnen und Betrachter spürbar werden." Seit 1999 stellt sich Anka Knechtel als freischaffende Künstlerin in den Bereichen Malerei und Lyrik ihrem Publikum. Auch ihrer Arbeit liegt überwiegend die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Sein zu Grunde, "die Reflektion der Höhen und Abgründe des Daseins, die individuelle oder soziale bzw. sozialpolitische Erfahrung des Lebens. Dies gilt sowohl für meine Malerei als auch für die Lyrik", so die Bückeburgerin, die im Übrigen eine vielgestaltige berufliche Vita vorweisen kann, mit Tätigkeiten u.a. als Diakonin und freie Referentin in der politischen Bildung. In der Malerei arbeitet sie überwiegend "klassisch" mit Öl auf Leinwand, auch Aquarell. In der Herstellung von Objekten oder Installationen experimentiert sie mit Holz und Glas. In Stadthagen betreibt Antje Langner eine eigene Malschule, und ist im Übrigen sowohl Mitglied im BBK (Bund Bildender Künstler/innen) Karlsruhe als auch bei EFAS e.V., einer Vereinigung Schaumburger Unternehmerinnen. Dass die diplomierte Grafik-Designerin, auch freiberuflich als Food-Designerin für ein berühmtes hannoversches Kekse- und Backwarenunternehmen tätig war, sei nur als weiterer Farbtupfer erwähnt im bunten Kaleidoskop der Lebensläufe und Bildungsgänge, die offenbar in beeindruckender Weise bei allen drei Frauen die Freisetzung von Kreativität befeuert haben. Ihr Thema ist die "Landschaft als Spiegel menschlicher Stimmungen", wobei die Künstlerin bewusst auf die minutiöse Darstellung von Details verzichtet zugunsten einer gesteigerten, oder aber auch zurückgenommenen, Lichtsituation. "Eine Landschaft", so Antje Langner, "lebt nicht von den in ihr vorhandenen Details, sondern von der Stimmung, die sie ausstrahlt und auf den Menschen überträgt." Sie möchte ihre Bilder als "Assoziationsauslöser" verstanden wissen. Über Erinnerungen und Deja-vu-Erlebnisse mag der Betrachter eintreten in eine erfühlte Kommunikation mit dem Bild. Die den Pinselduktus betonende Malweise unterstreicht den Eindruck des erlebten Augenblicks: flüchtig und intensiv zugleich. Marina Brand, Anka Knechtel und Antje Langner verlangen ihrem Publikum durchaus etwas ab. Der Zugang zu ihren Arbeiten erfordert gelegentlich auch die Bemühung, sowohl des Intellekts als auch der emotionalen Intelligenz; jedoch: Bereicherung ist garantiert! Die Ausstellung im Hildesheimer Kreishaus kann bis zum 24. Mai 2006 zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden. Für Rückfragen steht Ihnen das KulturBüro des Landkreises Hildesheim, Tel.-Nr. 05121/309-3411, e-mail: kultur@landkreishildesheim.de zur Verfügung.
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