Sprungziele
Seiteninhalt




14.11.2019

Teilhabe von Menschen mit Demenz in der Region Hildesheim Fachtagung im Kreishaus sensibilisiert die Kommunen

Logo Landkreis Hildesheim
Logo Landkreis Hildesheim

Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft ist das Thema Demenz ein wichtiges Handlungsfeld. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Demenzerkrankung stetig an. Im Landkreis Hildesheim leben derzeitig rund 6.500 Menschen mit Demenz. Bis 2050 wird sich die Zahl voraussichtlich verdoppeln. Fast alle älteren Menschen, insbesondere solche mit körperlichen und demenziellen Beeinträchtigungen, konzentrieren ihren Lebensmittelpunkt sowie ihren Aktionsradius überwiegend auf das unmittelbare räumliche Umfeld. Nicht nur die Wohnung, sondern auch der Stadtteil sowie im ländlichen Raum das Dorf werden immer wichtiger. Hier verbringt man den Tag und gestaltet seinen Alltag. Teilhabe, Versorgung und Lebensqualität im Alter hängen in großem Maße von der lokalen Infrastruktur und den sozialen Netzen am Wohn- und Lebensort ab. Den Kommunen kommt somit bei der Vernetzung und Koordinierung eine besondere Rolle zu, da sie eine zukunftsweisende Verantwortung im Hinblick auf die Unterstützung und Versorgung von Menschen mit Demenz trägt. Der Landkreis Hildesheim hat mit Partnern aus allen gesellschaftlichen Bereichen bereits vielfältige Maßnahmen eingeleitet und ist aktiv im DemenzNetzwerk Region Hildesheim eingebunden.

In einer öffentlichen Fachtagung im Kreishaus wurden vor 130 Teilnehmenden Handlungsbedarfe der Kommune deutlich gemacht und konkrete Lösungswege aufgezeigt. Kornelia Folk vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berichtete über die aktuelle Entwicklung der Nationalen Demenzstrategie, die im kommenden Jahr vom Bundeskabinett beschlossen werden soll. Ziel sei es, die Situation von Menschen mit Demenz in Deutschland weiter zu verbessern. Es wird eine flächendeckende Vernetzung und die stärkere Einbindung der Kommunen angestrebt. Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund nahm den Ball auf und beleuchtete die Herausforderung für die Kommunen. So werden Kommunen oft durch die Unstimmigkeit zwischen Bund und Ländern sowie fehlender finanziellen Mitteln am Handeln gehindert. Man müsse weg von der „Projektitis“ hin zu langfristigen für Kommunen -verlässlichen Strategien und Finanzierungen.

Antje Erdmann-Krakow, Koordinatorin des DemenzNetzwerk Region Hildesheim, und Manuel Stender, Planer für den Seniorenbereich beim Landkreis, stellten die Angebote des DemenzNetzwerk Region Hildesheim vor. Seit 2013 wurden von den über 20 Netzwerkpartnern zahlreiche Informationsveranstaltungen,  berufsspezifische Fortbildungen, Lesungen, Theateraufführungen, Aktivitäten zur Woche der Demenz durchgeführt sowie die digitale Informationsplattform erstellt. Es gibt Pflegekurse für Angehörige, Tanzkaffees und eine Sportgruppe für Betroffene und Angehörige. Das Modellprojekt „Einbindung der Hausarztpraxen bei Demenz“ des Landkreises findet bundesweite Aufmerksamkeit und die AG Menschen mit Demenz im Krankenhaus setzt sich für demenzsensible Krankenhäuser in der Region Hildesheim ein.

Lob bekam das Netzwerk anschließend von Dr. Henning Scherf, ehemaliger Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen. Scherf vermittelt eine unvergleichlich große Bürgernähe und engagiert sich als Autor sowie in zahlreichen Ehrenämtern. Er berichtete von seinen Begegnungen mit dementen Menschen und warb eindrücklich um ihre Einbindung und Beteiligung in der Gemeinschaft. Es ist wichtig mit Demenz noch Normalität zu erfahren.
In der abschließenden Podiumsdiskussion erklärte Dr. Dorothea Mordeja, Hausärztin und Vorsitzende der Ärztekammer Niedersachsen (Bezirksstelle Hildesheim) dass Demenzerkrankungen zunehmen und Fortbildungen für Ärzte und Pflegekräfte sowie mehr Aufklärung für Angehörige notwendig sind. Die Informationsmappe Demenz ist dabei eine wertvolle Hilfe.
Birgit Dieckhoff-Hübinger, Bürgermeisterin der Gemeinde Diekholzen, berichtete, dass das Thema Demenz im kommunalen Alltag bisher zu wenig präsent war. Es muss vor Ort stärker integriert werden.
Stender ergänzte, dass der Landkreis mit den kreisangehörigen Kommunen auf ein gemeinsames  Handeln setzt, um Menschen mit Demenz wohnortnah ausreichend Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und pflegende Angehörige zu entlasten. Hierbei kann das sehr aktive Demenznetzwerk unterstützen. Ein Treffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ist geplant, um ein weiteres Vorgehen abzustimmen. Die Tagung hat neue Impulse auf dem Weg zu demenzsensiblen Kommunen gesetzt. Weitere Informationen gibt es unter www.demenznetzwerk-hi.de.


Fachtagung Hildesheim 30.10.19-3_1
Fachtagung Hildesheim 30.10.19-3_1

Bildunterzeile 1: Sozialdezernent Ulrich Wöhler begrüßte 130 Tagungsgäste im Kreishaus (Foto: Landkreis Hildesheim)


Fachtagung Hildesheim 30.10.19-5
Fachtagung Hildesheim 30.10.19-5

Bildunterzeile 2: Dr. Henning Scherf schilderte emotional Begegnungen mit Menschen mit Demenz und warb für ein stärkeres Miteinander (Foto: Landkreis Hildesheim)