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Begleitete Sozialbestattungen mit dem Hospizverein "Geborgen bis zuletzt"

Ein würdevolles Lebensende finden.
Nordfriedhof
Nordfriedhof

Wir ahnen möglicherweise gar nicht, wie viele alleinstehende, kranke und vereinsamte Menschen es in unserem Umfeld gibt, die die Sorge umtreibt, ob und wie sie nach ihrem Tod würdevoll bestattet werden, ob sie einfach namenlos „aus dem Leben fallen“. Insbesondere wenn es keine Bestattungsverfügung und niemanden gibt, der die Kosten und Organisation übernehmen kann.
Diese Sorge möchte die Gruppe des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“ den Menschen nehmen. Das Team besteht derzeit aus sieben Ehrenamtlichen, darunter auch eine Pastorin, die an der Organisation und Durchführung von Sozialbestattungen beteiligt sind. Allein in dem Zeitraum von Januar bis Juni diesen Jahres hat das siebenköpfige Team zwanzig Sozialbestattungen begleitet und den Verstorbenen einen würdevollen Abschied bereitet.

Aber der Reihe nach:
Wenn ein Mensch unbegleitet verstirbt, gefunden wird und keine Angehörigen ausfindig gemacht werden können, meldet sich letztlich das Sozialamt beim Bestatter, um eine Sozialbestattung (anonymes Urnengrab unter einer Rasenfläche) zu beauftragen und zu bezahlen. Dieser kontaktiert den Hospizverein, um einen Termin mit den Ehrenamtlichen Begleitern abzusprechen. Daraufhin wird eine Traueranzeige in der Zeitung mit Vor- und Nachname der Verstorbenen, Geburts- und Sterbedatum sowie Bekanntgabe des Orts und Zeitpunkts der Trauerfeier veröffentlicht. Diese Anzeige druckt die Hildesheimer Allgemeine für den Verein kostenlos. Auf diese Weise können frühere Wegbegleiter, Arbeitskollegen, Freunde, Verwandte, die die Verstorbenen aus den Augen verloren haben, doch noch von deren Tod erfahren und Abschied nehmen. Häufig ergeben sich so am Grab noch berührende Gespräche zwischen den Trauergästen und den Begleiter*innen des Hospizvereins. Wenn Niemand zur Bestattung kommt, so sind doch wenigstens die Ehrenamtlichen des Hospizvereins und ein Pastor oder eine Pastorin zugegen, die in der feierlich geschmückten Trauerhalle des Nordfriedhofs der Verstorbenen gedenken und sie anschließend am Urnengrab verabschieden. Das Rasengrab wird damit zu einem Erinnerungsort. Noch schöner wäre es aus Sicht des Bestattungsteams vom Hospizverein, wenn es an der Rasenfläche, wo die Urnen der Sozialbestattungen ruhen, eine Erinnerungstafel mit Namen und Sterbedatum der Toten geben dürfte, wo zumindest noch für einen gewissen Zeitraum zu lesen wäre, wer dort in den vergangenen 12 Monaten bestattet wurde und damit von Hinterbliebenen gefunden werden könnte.

Irmgard Kiene, seit Gründung des Vereins 2007 ehrenamtlich in der Gruppe tätig, fasst die Beobachtungen und Gedanken, die die Initiative der begleiteten Sozialbestattung leiten, so zusammen:
„Räumlich entfernte Verwandte, Singlehaushalte, zersplitterte Familien – die soziale Einsamkeit nimmt zu und der soziale Verbund am Lebensende geht häufig verloren. Ein Mensch lebt allein, er wird krank, weiß, dass er sterben wird und kann dieses Wissen mit niemandem teilen. Gibt es eine größere Hoffnungslosigkeit als die Angst, nicht vermisst zu werden, einfach zu verschwinden…? Das Grundgesetz garantiert ein verbrieftes Recht auf ein gutes Leben in Würde. Gibt es nicht auch das Recht auf einen guten, würdevollen Tod? Wir finden „ja“ und dafür leisten wir unseren Beitrag der Trauerarbeit.“

Susanne Bräuer