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Hildesheimer Ehrenamtspreis 2023 für Richard Bruns, Heike Plinski und das Netzwerk »Bündnis gegen Depression Hildesheim e.V.«

Ein Einblick in drei unterschiedliche Engagementbereiche, engagierte Menschen und die Ehepaar Dr. Geyer – Stiftung.

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Die Ehepaar Dr. Geyer - Stiftung, ist eine Stiftung mit dem Ziel, insbesondere soziale Zwecke und die Bildung zu unterstützen sowie das ehrenamtliche Engagement zu fördern. Sie vergibt seit 2018 den Hildesheimer Ehrenamtspreis. Diese Auszeichnung würdigt Bürgerinnen und Bürger, die sich „in besonderem Maße ehrenamtlich durch hohen Zeitaufwand oder durch die Langfristigkeit und/oder die Art und Weise ihres Engagements einsetzen“. Auch werden „gemeinnützige Organisationen, die sich in erheblichem Umfang auf ehrenamtliche Mitarbeit stützen“ mit dem Preis geehrt. Ein Preisgeld von 500 Euro erhielten Richard Bruns von El Puente und Heike Plinski, die im Winter für Obdachlose warmes Essen verteilt. Das Netzwerk „Bündnis gegen Depression Hildesheim e.V.“ mit seinen ehrenamtlich Mitarbeitenden erhielt 1.500 Euro.

Freundlicherweise wurden von dem Ehepaar Geyer die gehaltenen Laudatien für den Newsletter zur Verfügung gestellt.

Laudatio für Richard Bruns

Richard Bruns erhält den Hildesheimer Ehrenamtspreis 2023 für sein 50-jähriges ehrenamtliches Wirken mit El Puente.Seit dieser Zeit engagiert sich Herr Bruns mit immenser Energie für den „Fairen Handel“ mit Produkten aus der Dritten Welt.

Die Wurzel seines Engagements lag in einem ökomenischen Jugendtreffen 1968 in Hannover. Ein Thema behandelte  Probleme der Entwicklungsländer. Herr Bruns und einige Freunde beließen es aber nicht bei der Diskussion. Sie fragten sich: Was können wir tun?

Daraus entwickelte sich eine Seminarreihe, an der auch ein Missionsbruder aus Paraguay auf Heimaturlaub teilnahm. Spontan wurde am 23. Juni 1969 ein „Arbeitskreis Entwicklungshilfe“ gegründet, dessen Datum Herr Bruns heute als eigentliches Geburtsdatum seiner Aktivitäten bezeichnet. Vor gut 50 Jahren -wiederum an einem 23. Juni - wurde daraus 1972 der Verein „El Puente“.

Begonnen wurde mit Altkleidersammlungen für die Missionsstation. Mit seinem ersten Lehrergehalt flog er nach Paraguay, sah sich vor Ort um und importierte dann die ersten Lederprodukte, die in seiner Heimat gut ankamen. Gestützt auf diesen Erfolg eröffnete er 1974 den ersten Laden in der Osterstraße.

In der Folge flog Herr Bruns in den Sommerferien stets mit seiner Frau nach Paraguay und erweiterte so den Lieferantenkreis. Handarbeiten, Taschen, Tücher, bunte gewebte Stoffe, Körbe und Musikinstrumente waren es am Anfang. Über die Preise wurde nicht verhandelt. Die Leute sollten das Geld bekommen, das sie brauchten. Das war und ist der Sinn des „Fairen Handelns“. Die Reisen bezahlte Herr Bruns übrigens immer aus eigener Tasche.

Heute ist „El Puente“ Importeur und Großhandel in Einem. Das Unternehmen, jetzt als Wirtschaftsform in einer GmbH, führte Herr Bruns stets ehrenamtlich. Die Waren werden aus mehr als 50 Ländern bezogen, in denen mit Partnerorganisationen zusammengearbeitet wird. In Deutschland wird mit mehr als 900 Weltläden kooperiert.

Bei dem eingangs erwähnten ökomenischen Jugendtreffen in Hannover  trat auch Erhard Eppler auf und forderte: „Seid Ihr Jugend die Lobby der 3. Welt.“ Dies wurde zum Leitwort des Lebens für Richard Bruns.

Um das Bild des ehrenamtlichen Engagements noch abzurunden, ist erwähnenswert, dass Herr Bruns zu den Mitbegründern der „Grünen“ in Deutschland gehört und als Lehrer die Etablierung von Schülerfirmen in Niedersachsen maßgeblich mit vorantrieb. Als Koordinator warb er in den Schulen und stellte u.a. erfolgreiche Firmen auf einer Messe in der Glashalle der hiesigen Sparkasse vor.

Für sein lebenslanges intensives und überaus erfolgreiches ehrenamtliches Engagement erhält Herr Richard Bruns den Hildesheimer Ehrenamtspreis 2023.

Laudatio für Frau Heike Plinski

Frau Heike Plinski hat im letzten Winter bis einschließlich Ostern Obdachlose am Hildesheimer Hauptbahnhof mit einer warmen Abendmahlzeit versorgt.

Frau Plinski war früher bei der Post beschäftigt, ist frühverrentet und hat im letzten Jahr eine neue Wohnung im Ostend bezogen. Bei der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit bekam sie von ihrem Sohn, der in Braunschweig einen Kältebus fährt, den Hinweis auf Obdachlose.

In etwa 5-stündiger Arbeit kauft sie Lebensmittel ein, kocht zuhause meist 20 Portionen, bringt das Essen auf einem Fahrrad mit Anhänger zum Bahnhof, verteilt das Essen in eigenem mitgebrachtem Geschirr und reinigt alles abschließend wieder.

Für die Obdachlosen war dies gerade in der kalten Jahreszeit die einzige Möglichkeit für ein warmes Abendessen, da andere Einrichtungen wie die „Vinzenzspforte“ oder der „Gute Hirt“ warmes Essen nur zur Mittagszeit anbieten.

Frau Plinski berichtet, dass ihr diese Tätigkeit große Freude bereitet und viel zurückgibt. Sie hilft bedürftigen Mitmenschen und hat neue Freunde mit häufig berührenden Schicksalen in schwierigen Lebensumständen kennengelernt.

Nebenbei leitet Frau Plinski seit mehr als 20 Jahren im Auftrag der Schulbehörde eine „Fußball-AG“ mit großem persönlichen Einsatz, da sie früher eine erfolgreiche Mittelstürmerin war.

Noch heute fährt sie häufig nach Dortmund, um im Stadion die Atmosphäre in der „Gelben Wand“, dem berühmten Dortmunder Fan-Zuschauerblock, zu genießen.

    

Für ihren ehrenamtlichen Einsatz am Hildesheimer Hauptbahnhof, den sie im nächsten Winter fortführen möchte, erhält Frau Plinski den Hildesheimer Ehrenamtspreis 2023.

Laudatio „Bündnis gegen Depression Hildesheim e.V“.

Aus dem 2012 gegründeten „Bündnis Hildesheim und Peine“ ist 2015 der gemeinnützige Verein „Bündnis gegen Depression Hildesheim e.V.“ hervorgegangen.

Ziele des Vereins bzw. seiner Mitglieder sind:

  • Das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern,
  • Suiziden vorzubeugen und
  • Die gesundheitliche Situation depressiver Menschen zu verbessern.

Die Ziele sollen erreicht werden in einem Netzwerk mit Hausärzten, Psychotherapeuten, Behörden sowie sozialen und medizinischen Einrichtungen. Insgesamt sind derzeit 35 Partner an diesem Netzwerk beteiligt.

Der Verein bietet für die Betroffenen ein breites Programm an Angeboten:

  • Lauf-, Walk- und Spaziertreffs,
  • Eine Mal- und Kreativwerkstatt,
  • Eine Fotogruppe,
  • Eine Schreibwerkstatt,
  • Wander- und Kochgruppen,
  • Moderatorenausbildungen und
  • Fachvorträge sowie
  • Gruppen für Angehörige und
  • Persönliche Sprechstunden.

Rund 30 ehrenamtliche Mitarbeiter von Beschäftigten psychosozialer Einrichtungen, Praktikanten und auch Betroffene koordinieren und leiten die Gruppen. Deren Teilnahme wird kostenfrei angeboten.

Viele Mitarbeiter sind von Anbeginn der Vereinsgründung dabei. Auch der Vorstand unter dem Vorsitz von Klaus-Michael Gatzemeier, Psychologe und Psychotherapeut im Ruhestand, beteiligt sich an den Beratungen in den kostenfreien persönlichen Sprechstunden.

Wie umfassend das Angebot des Vereins angenommen wird belegt auch die Existenz von inzwischen 7 Selbsthilfegruppen, wobei hier sogar noch eine Warteliste besteht.

Bis zur Behandlung depressiver Patienten vergehen infolge der steigenden hohen Nachfrage und des Mangels an Psychotherapeuten oft monatelange Wartezeiten. Zur Abhilfe gibt es das zusätzliche online-Hilfsangebot mit persönlicher Begleitung durch das Bündnis.

Für sein umfassendes, langjähriges Hilfsangebot erhält das Netzwerk „Bündnis gegen Depression Hildesheim e.V.“ mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern den Hildesheimer Ehrenamtspreis 2023.

Dies auch um neue Projekte wie das geplante Gartenprojekt mit zu finanzieren.

https://ehepaardrgeyer-stiftung.de/