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Alt und knorrig - aber mit Leben: Seltene Kopfhainbuche im Giesener Wald

(LK06-5-011) Mit besonderer Spannung hat Dipl.-Ing. Martina Stübe von der Naturschutzbehörde des Landkreises Hildesheim dieses Frühjahr und den Austrieb der Bäume erwartet.

Im Winter hatte die Naturschutzbehörde in Zusammenarbeit mit der Forstgenossenschaft Giesen und dem Forstamt Südniedersachsen auf einer Fläche von 1,5 Hektar 150 Kopfhainbuchen schneiden lassen (die HAZ berichtete).

Historische Waldnutzungsform

Kopfweiden entlang von Bächen, Gräben und an Teichen sind im Landkreis noch häufig anzutreffen. Kopfhainbuchen stellen jedoch eine Rarität dar! Sie sind im Landkreis in der Form nur aus dem Giesener Wald bekannt.

Im vorletzten Jahrhundert herrschte ein ständiger Mangel an Brennholz sowie an Weideflächen für das Vieh. Die Lösung bot eine besondere Form der Waldwirtschaft an: Hainbuchen wurden nicht unten, sondern in 2 – 3 Metern Höhe geschnitten. Nach dem Schneiden fiel viel Licht auf den Boden und es konnte sich eine reiche Gras- und Krautschicht bilden. Diese konnte von den Tieren abgeweidet werden, ohne dass der frische Austrieb der Bäume in luftiger Höhe verbissen wurde. Alle 15 bis 20 Jahre konnte der Schnitt wiederholt und Brennholzgewonnen werden. Die Flächen im Giesener Wald wurden vom Vieh des Gutes Steuerwald abgeweidet.

Mit Spannung erwartet: Die im Herbst geschnittenen Kopfhainbuchen treiben frisches Grün aus
Mit Spannung erwartet: Die im Herbst geschnittenen Kopfhainbuchen treiben frisches Grün aus

Fantastischer Lebensraum

Die Kopfbäume sind ein fantastischer Lebensraum für viele Tierarten. Vor allem höhlenbrütende Vögel, aber auch Säugetiere und Insekten sind hier zu finden. Ziel des Naturschutzes aber auch der Heimatpflege ist es, die wertvollen, seltenen Bestände zu erhalten. Jedoch drohten die Bäume unter der Last ihrer mächtigen Äst auseinander zu brechen, da die Nutzung seit den 50er Jahren aufgegeben wurde.

Erhalt durch Nutzung

"Es wäre schade, wenn dieser einzigartige Lebensraum und die Zeugen der Waldwirtschaft unserer Vorfahren verloren gingen", erläutert Martina Stübe. Das gewonnene Holz wurde von der Forstgenossenschaft als Brennholz abgegeben. Die mit Spannung erwartete Frage, ob die alten Bäume nach der "Radikalkur" wieder austreiben, wurde in diesen Tagen beantwortet: Aus den alten , zum Teil schon knorrigen Stämmen treibt jetzt frisches Grün aus!

Der Nutzung der Bäume im "Obergeschoss" muss in Zukunft eine Nutzung der "unteren Etage" folgen. Wie – das ist noch offen. "Wir werden die Entwicklung der Flächen beobachten und dann eine geeignete Maßnahme aussuchen," führt die Naturschützerin aus.

Für Auskünfte steht Martina Stübe unter der Telefonnummer 05121/3094041 oder per Email martina.stuebe@landkreishildesheim.de zu Verfügung.

Anlage: Digitalfoto/lps)


 

Autor/in: Pressestelle